Letztes Update am 29. Dezember 2019
Peu à peu habe ich mich in den vergangenen Jahren einem nachhaltigeren Lebensstil genähert. Mein Bewusstsein um Nachhaltigkeit ist ebenso gewachsen, wie das Wissen und Erfahrungen, wie ich nachhaltiger handeln kann. Viele Konsumentscheidungen treffe ich heute zugunsten der ökologischeren und sozialen Alternative. Ich fahre täglich und auch bei Schnee und Eis mit dem Rad zur Arbeit und nutze für längere Strecken die Bahn oder Carsharing. Was ich alles schon verdammt gut mache, könnt ihr in meiner Recap aus dem letzten Jahr nachlesen.
Das aber
Trotzdem gibt es einige Baustellen, die ich noch nicht angepackt habe. Dabei handelt es sich gar nicht mal um Unüberwindbares, sondern vor allem um alltägliche Gewohnheiten. Routinen. Dinge, von denen man weiß, dass sie eigentlich einfach zu ändern sind. Dinge, die gewissermaßen zum 1×1 eines nachhaltigeren Lebensstils gehören. Ich mache mich also nicht ohne Scham nackig, in dem ich im Folgenden aufzähle, wo ich mein persönliches Öko-Karma in diesem Jahr noch aufbessern möchte.
Es soll aber nicht bei einer bloßen To Do Liste bleiben, die nach einigen Beiträgen von Seite 1 dieses Blogs verschwunden ist. Wann immer ich eine Herausforderung gemeistert habe, werde ich meine Erfahrungen hier ergänzen. Mein Ziel: Wöchentlich gehe ich eine der Challenges an. Wer mag, macht mit!
1) Endlich Ökostrom
Herausforderung Nummer 1 ist die mir wohl unangenehmste – insbesondere da, wie ich feststellte, der Wechsel des Stromanbieters kaum 5 Minuten unserer wertvollen Zeit in Anspruch nimmt. Ich habe mich für Lichtblick entschieden – dem aktuell auf dem deutschen Markt größten Anbieter von Ökostrom. Neben diesem Fakt hat mich auch die Social Media Präsenz und Bewerbung von Louisa Dellert überzeugt. Entsetzt stolperte ich nur einen Tag nach Vertragsabschluss über einen Artikel, nachdem Eneco, der niederländische Konzern zu dem Lichtblick gehört, möglicherweise von dem Ölkonzern Royal Dutch Shell übernommen werden soll. Ob ein sofortiger Wechsel bei einer Übernahme tatsächlich sinnvoll ist, werde ich im Fall der Fälle hier diskutieren.
Randnotiz: Einen interessanten Kommentar zu “konventionellen Konzernen” die grüne Produkte/Marken/Unternehmen übernehmen kann man zum Beispiel auf serintogo lesen. Auf Utopia findet man eine Liste mit “echten” Ökostromanbietern.
2) Endlich Biomüll sammeln
Update: Ein absolut überfälliger Vorsatz war das, den ich seit April in die Tat umgesetzt habe. Meine Lösung ist simple und funktioniert für uns: Auf dem Balkon steht nun eine große Schüssel, in der ich Obst- und Gemüseabfälle sammle. Ist sie übervoll, trage ich die Schüssel zum Biomüll. Ja, im Sommer haben sich daran die Wespen und Fliegen gelabt. Aber da der Müll nicht in der Wohnung stand, stört das nicht.
In meinem Fall – das kann ich rückblickend sagen – war die einzige Hürde zur Biomülltrennung meine eigene Faulheit. Umso mehr ärgere ich mich nun darüber, wenn mich beim Öffnen des Biomülltonne Plastiktüten und Fremdmaterial anblicken. Aber nun gut: “Die anderen…!” zu sagen und deshalb Schulter zuckend auch nicht den besseren Weg zu gehen, bringt niemanden weiter!
3) Konsequent Verbrauchsprodukte aus Plastik, mit solchen aus abbaubaren Materialien ersetzen
Meine Bestandsaufnahme sieht gar nicht so schlecht aus: Ein Rasierhobel (Merkur über Manufactum, 50 Euro) und eine Bambuszahnbürste (Hydrophil, 3,90 Euro) sind bereits im letzten Jahr eingezogen, Zahnseide (über Waschbär, 8,50 Euro) in diesem. Für Tampons nutze ich nun schon seit Jahren die Menstruationstasse. Aber für die schwachen Tage möchte ich noch eine Alternative zu Slipeinlagen finden. Waschbare Einlagen oder saugfähige Menstruationsunterwäsche? Update: Letztere nutze ich inzwischen sehr gerne! Dem Thema grüne Intim- und Menstruationspflege habe ich sogar einen ganzen Beitrag gewidmet.
Auch an Verpackungen für Pflegeprodukte versuche ich zu sparen und nutze inzwischen vor allem festes Shampoo – das gibt es inzwischen selbst beim nächsten Drogerie- oder Biosupermarkt. Trockenshampoo kommt nun auch nicht mehr in die Einkaufstüte, das mache ich selbst. Zahnputztabletten statt Paste aus der Tube möchte ich noch versuchen und freue mich über Produktempfehlung. Davon abgesehen sehe ich im Badezimmer für mich persönlich nur noch wenig Verbesserungspotenzial. Denn ganz ehrlich: Ich habe einfach zu viel Spaß beim Ausprobieren von Cremes, Lotions, Seren und Wässerchen und werde hier wohl nicht zum DIY-ler. Und das ist auch ok.
Und im Haushalt? Als Alternative für eine Fusselrolle möchte ich mir nach dem Aufbrauchen eine wiederverwendbare Bürste zulegen. Auf der Suche nach einer (hübschen?) Bürste, die zuverlässig Haare, Staub und Fussel von Kleidung entfernt, bin ich noch. Unsere Putzlappen sind schon auf waschbare Baumwolle umgestellt und auch eine Spülbürste (beides z.B. über dm) mit wechselbarem Kopf nutzen wir schon lange. Ein Tipp für einen nachwachsenden, abbaubaren Schwamm ist die Luffa Gurke – die eignet sich im Übrigen auch als Ablage zum Trocknen für festes Shampoo. Beim Verstauen von Essensresten, angebrochenen Lebensmitteln und Packen von Lunchpaketen versuche ich an Alu- und Plastikfolie zu sparen. Dafür taugen sowohl Bienenwachstücher, schicke Einmachgläser und fesche Edelstahlbehältnisse, aber genauso die von Mama überlassenen Plastikdosen. Lesetipp: Auf The OGNC wird die Frage aufgeworfen Wie nachhaltig ist es wirklich, sich für einen nachhaltigen Lebensstil alles neu zu kaufen? Einher geht das natürlich nicht und deswegen gibt der Artikel auch gleich 8 Tipps für Zero Waste Produkte, die man gar nicht erst neukaufen muss.
4) Endlich Allzweck-Reiniger selbst machen und die 1.000 Mittelchen aufbrauchen
Update: Ich hab mich an einen Reiniger aus Essig und Orangenschalen getraut. Der tat seine Dienste tatsächlich. Dennoch ist mein Putzmittelregal noch immer voll von Vorratskäufen. Den Vorsatz nehme ich also mit ins neue Jahr!
5) Endlich regionaler essen und ein Biokisten-Abo abschließen
Update: Die Gemüsekiste steht seit Oktober einmal in der Woche vor unserer Wohnungstür. Abonniert habe ich eine regionale Obstkiste und eine überregionale Gemüsekiste. Hinzu bestelle ich häufig Käse von Höfen aus der Region und Milch und Milcherzeugnisse in Demeter Qualität. Ein paar Mal habe ich mich über falsche oder fehlende Lieferunge geärgert. Bisher war der Anbieter in diesen Fällen aber sehr kulant.
Im kommenden Jahr möchte ich mich auch mit dem Konzept der solidarischen Landwirtschaft beschäftigen. Ich habe den Eindruck, dass im Hannover Stadtgebiet immer mehr Abholstellen eingerichtet werden – die Voraussetzung für uns (ohne Auto und Zeit und Lust, lange Abholwege zu bewältigen) an diesem Konzept teil zu haben.
Neu entdeckt habe ich die Hoftalente, ein Lebensmittelladen nur einen Spaziergang entfernt (Hannover Zooviertel), der vornehmlich Erzeugnisse aus der Region Hannover und Norddeutschland anbietet. Hier lohnt sich ein Bummel auch am Sonntag, da ist nämlich geöffnet.
6) Endlich nur noch Milch nach Demeter Standard
– noch besser: Endlich “meinen” Pflanzendrink finden! Gut ist: Auch bei diesem Ziel hat mir das Abonnement der Gemüsekiste geholfen. Ich muss nämlich nun nicht mehr zum weit entfernten Biosupermarkt pilgern, sondern bekomme die Demeter zertifizierte Milch auf die Türschwelle geliefert.
Doof ist: Ich habe viele, viele, viele pflanzliche Drinks in diesem Jahr ausprobiert und habe sie dennoch im Kühlschrank versauern lassen. Das bringt mich zu der Erkenntnis: Die Kuhmilch im Kaffee schmeckt mir am Besten. Sie zu ersetzen, ist für mich ungefähr eine so große Challenge, wie für Fast Fashion Junkies von jetzt auf gleich nur noch im Weltladen einzukaufen.
Dennoch möchte ich den veganen Anteil an meiner Ernährung steigern. Denn mal abgesehen von tierethischen Problemen, verursacht eine vollvegetarische Ernährung noch immer viel zu viel CO2 sowie Methan und Stickoxide – die Superschurken unter den Treibhausgasen! Wir sind das Klima von Jonathan Safran Foer (KiWi Verlag, Hörbuch und gebundene Ausgabe, 19 bis 22 Euro) kann ich allen empfehlen, die noch einmal einen Schubser benötigen, um ihre Ernährung auf vornehmlich vegan umzustellen.
7) Eine nachhaltige Lösung für anstehende Neuanschaffung von Handy und Laptop finden
Update: In diesem Jahr habe ich den gebrauchten Laptop meine Freundes übernommen. Gebrauchtware also.
Nach einem neuen Smartphone werde ich bald Ausschau halten müssen. Hier reizt mich das Fairphone. Doch da die Kameraleistung für mich als nebenberufliche Greenfluencerin so essentiell ist, wird es wohl doch ein konventionelles Smartphone werden. Statt nach einem neuen Telefon werde ich nach einer refurbished Alternative suchen. Ein interessantes Interview mit dem Gründer von refurbed – einem Marktplatz für erneuerte Elektronikgeräte – habe ich auf Utopia gelesen.
8) Endlich Ungetragenes sinnvoll entsorgen
Alles hat mehr Sinn, als Ressourcen ungenutzt im Schrank oder gar Keller liegen zu haben!
Update: Dennoch habe ich in diesem Jahr kaum ein Teil verkauft, verschenkt oder gespendet. Der Winter hat so richtig jedoch gerade erst begonnen: Zum Jahresbeginn werde ich die Kleiderkammern abtelefonieren und mich erkundigen, was gebraucht wird!
9) Endlich konsequenter heizen
…und mit unserem Verbrauch auch die horrenden Nachzahlungen senken. Ob ein Energieberater hilfreich sein kann? Was sagt eigentlich das Mietrecht über Kerzen, deren Flamme trotz geschlossener Fenster wild flackert?
Update: Die Nebenkostenabrechnung für 2018 steht noch aus, aber ich bin mir sicher, dass wir trotz eingeschränktem Heizen und Frieren in unserer Wohnung wieder einen saftigen Betrag nachzuzahlen haben. Muss dringend angegangen werden! Tbc.
10) Endlich weniger Lebensmittel und gekochtes Essen wegschmeißen
Meinen Instagramaccount sadtoletyougo wiederzubeleben, habe ich nicht geschafft. Aber auch, wenn ich unsere Lebensmittelabfälle nicht dokumentiert habe, habe ich den Eindruck, weniger zu verschwenden.
Das mag auch an unserem Gemüsekisten Abonnement liegen. Die Erzeugnisse sind teurer als beim Kauf im Supermarkt und etwas wegzuschmeißen, tut deshalb auch noch etwas mehr weh. Dennoch: Hier ist Potenzial noch mehr zu tun! Vor dem nächsten großen Urlaub nehme ich mir die #eatupchallenge vor, um Kühl- und Vorratsschrank einmal wirklich blank zu bekommen!
11) Endlich mit einem Stoffbeutel zum Bäcker gehen
…und an sb-Theken den eigenen Beutel aus der Tasche zu ziehen.
Update: Habe ich im vergangenen Jahr mehrfach gemacht, hat geklappt. Auch hier habe ich festgestellt, dass meine eigene Bequemlichkeit der hindernde Faktor ist. Die Bereitschaft auf diese Art des verpackungslosen Einkaufens einkaufen zu gehen, besteht bei Bäckereien und Supermärkten. Es hapert eher an meiner Konsequenz immer einen Beutel einstecken zu haben. Tbc.
12) Gemüse und Obst nur noch lose kaufen
Update: Durch unser Abonnement der Gemüsekiste kommt das meiste Gemüse und Obst, das wir verzehren unverpackt. Beim Kauf im Laden greife ich nur noch ganz selten (und wenn bewusst) zu Plastikbeuteln oder Verpacktem.
Welche Vorsätze in Dingen Nachhaltigkeit habt ihr für dieses Jahr gefasst? Macht ihr mit bei der Challenge?