Es ist Fashion Revolution Day und auch Nicetohave Mag möchte an diesem wichtigen Tag an den Ursprung dieses Aktionstages erinnern und zeigen, wie man ethischer Einkaufen kann – in diesem Fall, hier, in Hannover.
Warum sich die Textilbranche verändern muss?
Vor fünf Jahren geschah in der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh das größte Unglück, das die Textilbranche bisher erleben musste – oder viel mehr: verursachte. Beim Einsturz der baufälligen Fast Fashion Textilfabrik verloren über 1.100 Näherinnen und Näher ihr Leben und viele weitere ihre Freunde und Familie. Seither setzt sich der Verein Future Fashion Forward für fairere und sicherere Arbeitsbedingungen in der Textilbranche ein. Erstes und wichtigstes Ziel der Organisation: Aufmerksamkeit für die Missstände generieren – sowohl bei Konsumierenden, als auch Unternehmen. Während der von Future Fashion Forward jährlich initiierten Fashion Revolution Week im April beteiligen sich weltweit Mode Interessierte daran, das Bewusstsein für nachhaltigen Textilkonsum zu fördern. Mehr Beiträge zu Fashion Revolution hier.
1) auf Zu Maas natur, Greenality, Jonda und Shelley’s statt zu H&M, Zara und Mango!
Wenn neu, dann fair! In diesem Guide habe ich schon einmal faire Shoppingmöglichkeiten in Hannover zusammengestellt. Ob bei Maas Natur und Jonda in der List, Greenality in der Innenstadt oder Shelley’s Concept Store in Laatzen – es gibt sie, die nachhaltigen Einkaufsalternativen und zwar vor Ort und für jeden erreichbar. Bei Maas Natur auf der Lister Meile könnt ihr heute (sonst natürlich auch) das Verkaufspersonal mit euren Fragen zur Produktion löchern und euch mit dem #whomademyclothes Paket fotografieren lassen. Unter allen Teilnehmenden in Hannover wird ein 50 Euro Einkaufsgutschein verlost (mehr dazu hier).
2) Nachwuchsdesigner unterstützen
Hannover ist Modestadt. Häh? – fragt ihr euch?! Klar, denn an der Hochschule Hannover, der Fahmoda und M3 werden die ModedesignerInnen von morgen ausgebildet. Nachhaltige Textilien und Produktion sind bei der Hochschule Hannover wichtiger Bestandteil des Modedesignstudiums und seit einigen Jahren sieht man den Abschlusspräsentationen mehr und mehr Kollektionen, die ökologische und ethische Produktion in ihren Konzepten verankern. Monatelang sitzen die Studierenden und Schülerinnen und Schüler an diesen Kollektionen, bevor sie sie stolz vor Publikum beim Modepreis, den Fahmoda Fashion Finals oder der M3 Werkschau präsentieren. Und dann? Landete bisher wohl so manche Klamotte im Archiv. Über die Auktions-Plattform Fanciq kann man nun Teile von Nachwuchsdesignerinnen und Designern erstehen. Damit ersteigert man nicht nur ein modisches Unikat, man kann auch ein Zeichen setzen und die Designer auf dem “richtigen” Weg unterstützen – denn der ist für ethisch produzierende Labels wesentlich steiniger! Im Übrigen: Einen Fanciq Pop-Up Store wird es am 02. Juni beim Freaky Fashion Festival und am 03. Juni beim autofreien Sonntag geben!
3) Vintage & und 2nd Hand statt Neukauf
Bei Vallintage in der Nordstadt findet ihr gut erhaltene Originalstücke aus vergangenen Zeiten. Gut sortierte Second Hand Läden ohne Mottenkugelmuff findet ihr zum Beispiel bei Deja-Vu und Edelmut in der List. Designware aus zweiter Hand gibt es bei Exklusiv Secondhand in der Stadtmitte. Mit dem Kauf von Vintage und Mode aus zweiter Hand unterstützt ihr zwar nicht unmittelbar faire Textilproduktion – aber eben auch nicht Textilreisen. Stattdessen leistet ihr mit Reuse (Wiederverwendung) einen Beitrag zum Umweltschutz, in dem weder Arbeitskraft, noch Ressourcen für die Neuproduktion beansprucht werden.
Natürlich kommt der heutige Tag auch ohne Konsum aus. Man kann sich auch anders engagieren, als mit einem Kaufbeleg als Stimmzettel. Nämlich, in dem ihr Labels ganz direkt fragt:
Wer hat mein Kleidungstück hergestellt?
Diese Frage kann man über E-Mail, Brief oder Telefon stellen. Oder öffentlich über Social Media. Denn: Wo kein Kläger, da kein Richter. Kläger seid also zunächst ihr, indem ihr durch eure Frage aufzeigt, dass ihr nicht ausreichend informiert sein. Richtende Funktion kommt schliesslich der Öffentlichkeit zu, den Konsumentinnen und Konsumenten sowie Medien und NGOs, die antworten (oder Nicht-Antworten) aufgreifen, bewerten und ihr Urteil weitertragen.
Selbst mit wenigen Klicks könnt ihr Brands auf mangelnde Tansparenz oder/und unethisches Verhalten aufmerksam machen. Nämlich so: Ladet ein Bild des Labels in eurem Lieblingskleidungsstück auf Instagram hoch, verlinkt die Marke und stellt die Frage: Who made my clothes?
Einen wertvollen Beitrag hat sich auch Armedangels anlässlich des Fashion Revolution Day überlegt: „Als kleine Erinnerung, dass es an uns allen ist, diese Welt zu einer besseren zu machen, hat Armedangels ein besonderes Shirt im Rahmen der Fashion Revolution Week 2018 entworfen. Die Rückseite soll an das Unglück erinnern, das nie vergessen werden darf: “Remember 23.882014°(N) I 90.280787° (E)“ steht repräsentativ für die geographischen Koordinaten von Savar. Die Vorderseite des Shirts steht für den Aufruf, gemeinsam etwas zu verändern: “It’s on us to…”
Die Aktion mit den Shirts aus Produktionsresten stimmt von hinten bis vorne und ist kein zweifelhafter Versuch aus einem Unglück Profit zu schlagen, denn: „Den gesamten Gewinn aus dem Verkauf der T-Shirts spendet Armedangels an die National Garment Workers Federation (NGWF). Diese Organisation veranstaltete nicht nur die Protestaktionen nach dem Rana Plaza Unglück, sondern beteiligt sich darüber hinaus an der Entwicklung eines Gebäude- und Brandschutzabkommens für Bangladesch, unterstützt Textilarbeiter/-innen dabei, juristisch gegen schlechte Bezahlung sowie ungerechtfertigte Entlassungen vorzugehen und setzt sich aktiv für mehr Frauenrechte in Bangladesch ein.“
Und jetzt: BE THE CHANGE!