Karaffenkaffee – das ist die zweite Art der Kaffeezubereitung abseits von Starbucks-2-Go und haushaltsschnöder Kaffeemaschine, die ich euch in unserer Good-coffee-Minireihe vorstelle.
Die Chemex wird in den USA produziert. Und wer hat’s erfunden? Ein Deutscher. Der Ingenieur Peter Schlumbohm emigrierte nach Amerika und entwickelte 1941 den Glaskolben zum Kaffeekochen. Heute ist die Chemex als Designklassiker sogar im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) ausgestellt. So viel zum Geschichtsabriss – Streber erfahren in diesem hübschen Video mehr.
Der Chemex-Kaffee hat einen besonders klaren und aromatischen Geschmack und betont die süßlichen Nuancen des Kaffees. Tatsächlich kürten wir ihn zu viert und einstimmig in einer meiner ach-so-spießigen Sonntagsvesperrunden zum geschmacklichen Sieger vor Aero Press und dem Hario Handfilter.
Anders als die AeroPress ist die Chemex ob ihrem Fassungsvolumen von sechs bis acht Tassen gästefreundlich. Auch die Zubereitung geht durchaus als zeremonielles Unterhaltungsprogramm durch: Besonders schön anzusehen ist der “Bloom”. Nach einer kurzen Abkühldauer von 30 bis 60 Sekunden, wird zunächst eine kleine Menge des gekochten Wassers mit kreisförmigen Bewegungen über den gemahlenen Kaffee gegeben. In den nächsten 30 Sekunden quillt der Kaffee, Kohlendioxidgase treten aus. Mit 100-facher Vergrößerung angeschaut sieht das in etwa so aus, wie die Pompeji-Eruption des Vesuvs. Die Aufbrühzeit sollte nicht mehr als fünf Minuten dauern, da sonst zu viele Bitterstoffe extrahiert werden. Wie die Zubereitung en Detail funktioniert, seht ihr in diesem Video.
Ein paar Worte zum Equipment: Natürlich gibt es allen Zippundzapp – elektrische Kaffeemühle, Spezialwaage, besondere Filter… Braucht man das? Bedingt. Will man das? Möglicherweise. Warum? Weil man sich bereits die drei bis sechs Minuten länger Zeit nimmt, um einen wirklich guten Kaffee zu zaubern. Und dann soll auch alles perfekt sein: Die Menge und Körnung des Kaffees, die Abkühldauer für das aufgebrühte Wasser und Ziehzeit des Kaffees. Dennoch müssen Einsteiger kein Vermögen in die Kaffeekunst investieren. Ausreichendes Zubehör geht auch bezahlbar:
Die Handmühle – Die Porlex aus Edelstahl (43 Euro) mahlt nicht nur die passende Kaffeekörnung, mit ihr kurbelt man sich obendrauf am Morgen schon Mukkis.
Die Waage – Eine Küchenwaage aus der Drogerie tut es (ab 10 Euro). Ich finde die Hario Drip Scale mit integrierter Stoppuhr (56 Euro) trotzdem super, weil formschön und praktisch, da die beiden essenziellen Funktionen für die Kaffeezubereitung über ein Device stattfinden.
Die Filter – Für die Aero Press gibt es wiederverwendbare Filter aus Metall – auf Dauer sicher günstiger. Sediment- und ölfreien Kaffee kredenzt die Chemex, da die speziellen Filter feinporiger und dicker als herkömmliche Filter sind. Was Handfilter angehen ist bei uns zulande der Dresdner Melitta-Style angesagt (nächste Woche mehr dazu!) – mein nächster Filtertütendealer für die konischen Hario und Chemex Filter finden sich nur im weltweiten Web. Eine “Geiz ist geil”-Lösung halten schlaue Sparer in diversen Frag-sonstewen-Foren bereit: Als Filterersatz tuen’s wohl auch Küchenpapier, Tempo und Damenstrümpfe. Ich mache lieber eine Filtergroßbestellung und relativiere damit die Versandkosten.
Transparenz: Zur Produktion von diesem Beitrag wurden mir Equipment und Expertise als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Im nächsten Post geht’s weiter mit dem Hario Handfilter.