Foto: Janine Kahn
Schon als das Lüftchen noch lau und die Temperaturen hoch waren, habe ich die Seesäcke von Marin et Marine angeschmachtet. In schlichtem Design und vielen Pastell- und Erdtönen kommen sie so herrlich sommerlich daher. Vollkommen hin und weg war ich, als sich zu den Strand- und Reisebegleitern nun auch wunderhübsche Alternativen aus und mit Leder gesellten.
Nicht nur die Produkte, auch die Macherinnen haben mich gleich verzaubert und – schwups – habe ich sie zum Interview gebeten: Die Zwillingsschwestern Valérie und Caroline-Marine aus Frankreich – reiselustig und einem nachhaltigen Konsum- und Geschäftsverständnis folgend. Nach dem Grafik- bzw. Produktdesignstudium wollten die beiden gemeinsam eigene Dinge kreieren – besonders solche, die klassisch-simpel und qualitativ hochwertig sind: “Wir finden dass viele Taschen nicht pur genug und mit zu viel Schnickschnack, Schnallen und ähnlichem bestückt sind. Deswegen haben wir einen Sac kreiert, der sich durch seine Einfachheit und Funktionalität auszeichnet.”
Beschreibt doch einmal, was man bekommt, wenn man einen Marin et Marine Sac bestellt!
“Wir machen Seesäcke aus Baumwolle, Schurwolle und Leder. Sie sind für den Alltag geeignet und beim Reisen total praktisch. Die Baumwolltasche kann man waschen, die Wolltasche ist schmutzabweisend und daher perfekt für die Winterzeit. Die Ledertaschen sind generell sehr robust. Mit großer Sorgfalt achten wir auf hochwertige Materialien. Wir wollen langlebige Stücke aus bester Qualität schaffen. Unsere Materialien beziehen wir aus Deutschland – die Schurwolle kommt beispielsweise von einem der ältesten Tuchhersteller Deutschlands. Momentan fertigen wir auch alles selbst an: Wir färben die Stoffe, nähen die Seesäcke und kümmern uns um jedes Detail. Jede einzelne Tasche wird mit viel Liebe zu einem Unikat.”
Ihr produziert eure Seesäcke derzeit selbst in eurem Atelier in Berlin. Plaudert doch einmal aus dem Nähkästchen der selbstständigen Arbeit: Wieso habt ihr damit begonnen und habt ihr weitere Jobs?
“Wir wollten etwas Handwerkliches machen, da unsere beiden Jobs eher digital sind. Vor anderthalb Jahren haben wir deswegen Marin et Marine gegründet. Zu Beginn war es noch eine Nebenbeschäftigung. Wir kamen morgens vor und abends nach der Arbeit und am Wochenende zusammen, färbten die Baumwolle, nähten die Taschen und zogen den Onlineshop gemeinsam auf. Unser Label fand schnell großen Anklang, sodass Caroline ihre Festanstellung aufgegeben hat. Wir arbeiten nun freiberuflich nebenbei als Grafik- und Möbeldesignerinnen. Kürzlich sind wir in ein Atelier gezogen. Dort können wir das Label ausbauen und neue Produkte kreieren.”
Ihr seid mutig – einfach so den festen Job aufgeben?! Habt ihr Tipps für Mode- oder Kreativschaffende, die ihr eigenes Label gründen möchten?
“Wir haben es einfach gewagt, ohne groß über die Finanzierung und andere Stolpersteine nachzudenken. Anfangs produzierten wir auf Anfrage, sodass wir mit unserem Ersparten hinkamen. Wichtig ist: Von Beginn an ein Konzept haben, um den Fokus nicht zu verlieren. Man muss dafür brennen, denn man investiert sehr viel Zeit und Nerven und alles dreht sich nur noch um das Unternehmen. Da es unser Traum ist, sind wir mit Leidenschaft dabei – obwohl es auch sehr hart und nervenzehrend ist. Wir haben Freunde aus der kreativen Branche, die auch selbstständig sind. So stärken und unterstützen wir uns gegenseitig. Vieles – wie Buchhaltung, Finanzierung und ähnliches – erlernen wir aber auch beim Machen und wachsen an den Aufgaben. Dass wir zu zweit sind ist ein großer Vorteil, denn wir geben uns Halt, trauen uns und haben das Gefühl, dass uns nichts passieren kann. Wir sind zufrieden und genießen es unser Unternehmen zu führen.”
Wie geht es weiter mit Marin et Marine und vorallem: Auf welche Neuheiten dürfen wir uns 2015 freuen?
“Durch die hohe Nachfrage ist unser nächster geschäftlicher Schritt die Produktion auszulagern. Im kommenden Jahr werden uns kleine Manufakturen in Deutschland unterstützen. Qualität wird unser Produkt nach wie vor auszeichnen. Made in Germany ist unser Credo. Produkttechnisch wird es eine hübsche Clutch geben und ausserdem eine Kooperation mit dem Männerlabel Doimoi. Die Ideen gehen uns nie aus!”