„Letzter Aufruf für die Passiere für Flug XYZ…“, dröhnt es aus dem Lautsprecher im Wickelraum. Das ist doch…?! Ich bekomme einen Schweißausbruch, pfeife auf das letzte Feuchttuch fürs Babypopofinish, stopfe Lottes Schuhe und Hose in die Wickeltasche und stürme mit halbnacktem Kind zu unserem Gate. So begann unser vorgezogener Sommerurlaub in Málàga im März. Frau Mama hatte zu ihrem 50. Geburtstag in eine Finca an der Costa del Sol geladen, wir kamen.
Als letzte bestiegen wir unser Flugzeug im Übrigen wegen Verzögerungen in der Gepäckkontrolle: Aus unserem mitgebrachten Fruchtquetschequartett (für Nicht-Eltern sowas hier) fiel einer vom Verpackungsdesign scheinbar so sehr aus der Reihe, dass es das Einholen einer dritten, vierten, fünften Meinung zur (Un)Gefährlichkeit des Kindersnacks bedurfte, ehe man uns erlaubte zu passieren.
Angekommen erwartete uns dann ein Klima, das tatsächlich einmal absolut den Vorhersagen entsprach: Eher 8, denn 18 Grad. Eher Regen, denn Sonne. Den Wetterbericht hatte ich beim Packen so gut es ging ignoriert. Spanien ohne Sonne ist schließlich nicht Spanien – was sollten also Gummistiefel und Fleecejacke im Gepäck?!
Es folgten also einige Tage, die wir vornehmlich in unserer schönen, mit viel Marmor (kalt!) und wenig Heizung (kälter!!) ausgestatteten Finca verbrachten. Budenkoller tritt im Übrigen mit Kind sechsfach schneller ein als ohne.
Ein paar Ausflüge und steigende Temperaturen später, näherte sich unser Urlaub dem Ende. Am Vortag unserer Abreise prognostizierte die Wetterapp schließlich doch 25 Grad und Sonnenschein. DIE Chance für eine zumindest leichte Bräune zum Prahlen daheim. Statt aber auf dem Liegestuhl am Pool, räkelten wir uns neben unserer fiebernden Tochter im abgedunkelten Zimmer.
Reisen mit Kind verläuft ein bisschen anders als reisen ohne.
Es gibt viele wunderschöne Momente. Die üblichen: Ahs und Ohs beim Erblicken des Meeres, den Duft von Sonne auf der Haut. Und die neuen: Kleine Augen, die beim ersten Flug über die Wolken ganz groß werden, poolnasse Füßchen, die platschend über den Boden trippeln und Kinderlachen, Kinderlachen, Kinderlachen…
Trotzdem: Man tut gut daran seine Vor-Kind-Definiton von Urlaub gleich Entspannung zu überarbeiten. Urlaub, das heißt nun vielmehr arbeits- und Kitafreie Tage mit viel mehr Zeit fürs Kind und noch weniger für sich allein.
Urlaub à la Ausschlafen, ausgedehnte Essen und romantische Spaziergänge in den Sonnenuntergang finden erst in sechs bis zehn Jahren wieder statt – oder beim nächsten Kurztripp ohne Kind.
In der Zwischenzeit sorgen diese Helferlein für Urlaubsstressreduktion:
1.+2. Das perfekte Outfit für den Reisetag | Schön blöd, wer – weil man ins (vermeintlich) Warme fliegt – schon bei der Abreise Flipflops und Hängekleidchen trägt und an Board gleich einen Schnupfen nimmt. Seit ich an amerikanischen Flughäfen ein Airconditioning-Trauma erlitt, kleide ich mich nicht mehr für das Ziel, sondern den Weg. Zwiebellook ist dabei kein Geheimnis. Immer gut kommt neben einem Flauschpullover (wunderschön hier von Ganni, 100 Euro) eine Hose die – wenn auch Economy reisend – Beinfreiheit lässt. High- oder Midwaist sollten es auch unbedingt sein, denn wenn das flinke Kindchen vor dem Gate durch die Menschenmassen düst, um noch einmal fix Energie loszuwerden, will man beim Hinterherstoplpern den anderen Reisenden ungern den halben Podex präsentieren. Richtig schön: Das Modell Cropped Worker Destroyed von Closed in Girlfriend Fit (260 Euro)!
3. Kinderschuhe mit Gore Tex Surround Technologie, z.B. für 60 bis 80 Euro von Superfit | Laut Herstellerinfo sollte Minime mit der Gore Tex Surround Technologie für alle Wetterlagen gewappnet sein. Die spezielle Sohle soll für trockene und kühle Füße bei mittleren und hohen Temperaturen sorgen, die Gore Tex Technologie schützt außerdem vor Nässe – sollte der Urlaub wieder einmal ins Wasser fallen. Wer nicht nur praktisch, sondern auch hübsch möchte, muss leider einige Zeit das Internet nach einem passenden Modell durchforsten. Tipps und Fundstücke gerne an mich!
4. Playluggage Spiele-Trolley, 100 Euro | Mensch ärgere dich nicht, Backgammon, Poker oder als Maltafel für die Kleinen – mit diesem Gepäck wird’s nicht langweilig. Bei Galeria Kaufhof gibt es zur Zeit einige Modelle reduziert!
5. Philipps Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung, 250 | Eltern teilen sich gerne Aufgaben der Kindererziehung und -pflege auf, um doch noch ein Quäntchen mehr Zeit für sich zu haben. Mir fällt es aber dennoch schwierig, nicht ins Zimmer zu stürmen, wenn Lotte herzzerreißend ihre Mama zum Einschlafen herbeiwünscht. Auszeiten brauch man aber dennoch. Perfekt: Die Kopfhörer quasi mit Kinderquengel-Ignore-Button!
6. Jawbone UpMove Activity Tracker, 50 Euro | Per Nachricht aufs Smartphone sagt einem das smarte Armband, wann es Zeit ist die Biege ins Bett zu machen. Urlaub verleitet mich gern dazu, mich doch noch vor den TV zu knallen und bis zwei Uhr morgens Trashdokus zu schauen. Ginge klar, wenn sich da nicht irgendwann zwischen 06:00 (Niete!) und 08:00 Uhr (Jackpot!) ein kleines Menschlein melden würde, dass nach erholsamen 8 bis 12 Sunden Schlaf nun wieder bespaßungsbereit ist. Wohoo, I’m on vacation. Oh wait, I’m a mother!
7. Freche Freunde Snacks | Am Reisetag ernährt sich das Kind nur von Snacks. Punkt. Jemand was dagegen? Euer Sitznachbar in Bus/Bahn/Flieger sicher nicht, denn wenig nervt mehr als Kindergezeter in Dauerschleife! Den Druckausgleich im Flugzeug bekommen Kleinkinder am Besten mit permanenter Kaueinlage hin.
8. Zwischenstopp im Lufthansa Terminal in München | Direktverbindungen sind erste Wahl bei der Reise mit Kind, gehen leider jedoch nicht immer. Abgesehen davon, dass wir ohnehin viel zu spät und viel zu teuer unsere An- und Abreise gebucht haben, haben wir noch einmal ein klein wenig draufgelegt. Das Extra war es aber wert. Denn die Flüge mit Lufthansa verliefen für uns so entspannt, wie sie nun eben mit einem zappeligen (und fieberndem) Kleinkind auf begrenztem Raum verlaufen könnten. Man achtete darauf, dass man uns bei freien Sitzplätzen eine ganze Reihe zur Verfügung stellte, der Buggy wurde ohne Aufpreis am Gate bereitgestellt und der Lufthansa Terminal in München ist ohnehin ein Traum: Kaffee, Tee und andere Heißgetränke sowie aktuelle und internationale Tages- und Wochenzeitungen gratis! Einen fancy Kinderspielplatz inmitten des Terminals gibt es auch.
Da dies nicht die letzte Reise mit Kind für uns war: Habt ihr weitere Tipps für die Reise mit Kind?