Fünf Tage vegane Ernährung ohne Salz, Zucker und Zusatzstoffe. Besonders attraktiv klang das nicht. Challenge? Accepted! Pauline hatte mich zum Detoxprogramm von Our Clean Journey überredet. Tatsächlich trieb mich aber nicht nur Kampfgeist an. Zu einer gesünderen, vielleicht veganen Ernährungsweise zurück zu finden war mein Ziel.
Wie ich’s mir vorstellte
Meine Erwartungen an die körperlichen Effekte einer einwöchigen Detoxkur waren ziemlich klar. Porenverfeinerte, dellengeminderte, straffere, strahlende… mit einem Wort makelreduzierte Haut, ein paar Minusgramme auf der Waage, psychische und physische Höchstleistung. Verklärtes Erwartungsbild mit hohem Enttäuschungspotenzial? Während meines Auslandsjahres in Amerika (!) beschloss ich von pesca-vegetarischer Ernährung auf vegan umzustellen. Multifaktoriell begründet war dieser Entschluss damals und würde zur Erklärung einen eigenen Beitrag mit großem biografischen Schlenker benötigen. In den USA gestartet währte mein neuer Ernährungsstil gut ein Jahr, wobei die ersten sichtbaren Wirkungen – siehe oben – bereits nach wenigen Wochen eintraten.
Die Prognosen hinsichtlich meines Durchhaltevermögens sahen da wesentlich schlechter aus. Der Verzicht auf Kaffee in all seinen fantastischen Variationen würde hart werden. Ansonsten klangen die Rezeptvorschläge von OCJ nach einer hungerbefreiten Woche mit kulinarischem Neuland. Spannend! Wäre da nur nicht… der Zeitfaktor. Fastfood und Convenienceprodukte stehen nicht nur ob ihrer kurzzeitig Glücksgefühle freisetzenden Inhaltstoffe häufig auf meinem Speiseplan. Ich reize jede Sekunde Schlaf aus, stehe erst mit Kleinkindmuckelei auf, rase ins Bad, skizziere mir ein Gesicht auf, rase zur Bahn und auf Arbeit, rase von dort zur KiTa, danach Spielplatz/Playdate/Jegliche-Kinderbeschäftigung. Bis das Kind-isst-Kind-badet-Kind-schläft-Prozedere abgeschlossen ist, zeigt die Uhr 21.00 Uhr. Und jetzt noch aufwendige Speisen zubereiten und für die kommenden Mahlzeiten vorkochen?
Das klang für mich nach der wirklichen Herausforderung. Und noch ein Geständnis: Meine Kochkünste sind irgendwann während Schwangerschaft und erstem Babyjahr verloren gegangen. Ich habe mich lange als eine recht passable Köchin empfunden. Inzwischen schwingt der Herzbube den Kochlöffel und falls ich doch mal am Herd stehe, bedarf es Fremdermahnung hinsichtlich fehlender Gewürze und Anbrenndebakel.
Und so war’s
Zuallererst: Ich bin eingeknickt. Nach drei Tagen ohne Salz – oh, herrlicher Geschmacksverstärker – würzte ich meine nach Zungenorgasmus anmutende Kürbissuppe mit ein wenig von dem weißen Kristall. Es war es wert! In den vergangenen Tagen hatte ich stundenlang geschnippelt, geschält, gerührt und gedünstet hatte, um dann mit einem immer ähnlich faden Geschmack bestraft zu werden.
Hürde Nummer eins also, der Geschmack: Die meisten der OCJ Rezepte klingen schmackhaft – mit einer Prise Salz wären sie es wohl auch.
Der Zuckerverzicht fiel mir hingegen überraschend leicht; nach zwei bis drei Tassen Kaffee täglich schrie mehr Geist als Körper.
Auch wenn ich sie während der Woche als wenig problematisch wahrgenommen habe, vegane Ernährung passt nicht in meine aktuelle Lebensphase. Neben Job, Kind, Partnerschaft und Blogging habe ich weder Zeit noch Lust meine Ernährung zu einem weiteren Hobby zu machen.
Doch bin ich dankbar (jetzt wieder): Für ein vollwertiges Essen zu schmalem Taler in der Mensa. Für freie Kuchenauswahl im Café (nicht überall gibt es vegane Alternativen, liebe Berliner Leser!). Für generell uneingeschränkte Geselligkeit am Tisch ohne herunterzeigende Mundwinkel.
Ich streite nicht ab, dass vegane Ernährung gut für den Körper und das Gewissen sind. Auch nicht, dass es unmöglich ist, sie in den Alltag zu integrieren. Aber es kostet Aufwand: Informieren, ausprobieren, lernen. Zeit oder Kopf für diesen Aufwand habe ich nicht. Zumindest derzeit.
Was ich gelernt habe
- Zu einer bewussten Ernährung gehört mehr als ein paar Hashtags. Nicht ein Leben in totalitärer Selbstgeißelung sollte das Ziel sein, sondern sich zu erinnern, wie toll doch diese im Programm verbotenen Zutaten sind und sie zukünftig – mal schauen wie lange – eher à la Klasse statt Masse einzusetzen. Salz, Zucker, Milchprodukte, Stärkelastiges, Koffein und ein Tropfen Alkohol gehören für mich zum genussvollen Leben – mehr oder weniger jeden Tag. Das ist mir nun wieder bewusst.
- Die Bio-TK-Abteilung bietet neben Convenience Produkten ohne böse Zusatzstoffe auch fertig geputztes Gemüse in mundgerechten Portionen. Vollkommen legitimer Kompromiss!
- Ich KANN ohne meine geliebten Brot und Pasta satt werden. Salat mit Quinoa oder Tofu wird ab jetzt wenigstens einmal wöchentlich auf meinen Teller kommen.
Die Wirkung – Bikinifit?
Sichtbare Effekte blieben aus, die “Radikalkur” zauberte mir diesmal keine pickelbefreite Haut. Und auch, wenn die Waage kurz ein Rekordtief anzeigte – mich plagte an den Tagen vier und fünf ein Blähbauch, so groß, dass ich mir kurzzeitig panisch und irrational eine Blitzschwangerschaft unterstellte.
Tatsächlich hatte ich eher das Gefühl zugenommen zu haben. Vielleicht, weil in der Hoffnung doch ein bisschen Geschmack aus dem faden Gemüse-Getreide-Zeugs herauszukitzeln, ich Oliven- und Kokosnussöl, Mandel- und Cashewnuss großzügig eingesetzt habe. Vermutlich aber lässt sich festhalten: Fünf Tage Ernährungsumstellung reichen nicht für Wow-Effekte. Organismus und vorallem Herr Darm müssen sich erst einmal auf die neuen Nährstoffrelationen einstellen.
Das OCJ Detoxing kann bestenfalls ein Neustart sein – Ausgangspunkt für eine bewusstere Ernährungsweise.
Uns würden eure Erfahrungen mit dem OCJ Detoxprogramm im Speziellen und #cleaneating im Allgemeinen interessieren. Erging es euch ähnlich? Oder findet ihr: Alles Heulerei?!
Weil es sich über selbst eingebrockte Suppen am besten meckern lässt, findet ihr im Video die Highlights und Tiefpunkte unserer OCJ Erfahrung